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Wie ging das nochmal?

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Flirten will gelernt sein. Findet auch unsere Autorin, die der Sache mit der charmanten Annäherung auf den Grund ging. Kürzlich bemängelte eine deutsche Schauspielerin, dass deutsche Männer das Flirten verlernt hätten. Und dass sie diesen Sachverhalt vor allem deshalb beurteilen könne, weil sie in Frankreich lebe und die Herren dort noch wüssten, wie man eine Frau elegant becirct.
 

Stimmt es, dass deutsche Männer nicht mehr flirten?

 
Mithin für uns ein Ansporn, der Sache auf den Grund zu gehen: Stimmt es, dass deutsche Männer nicht mehr flirten? Und wenn ja, woran liegt das…? Zunächst sollte klargestellt werden, dass Pauschalurteile per se schon ein Problem darstellen. Denn den deutschen Mann in Kollektivhaft für mangelnde Flirtbereitschaft zu nehmen, wäre genauso so abstrus und illegitim, wie zu behaupten, alle Iren wären rothaarig. Oder alle Italiener 1A-Lover. Oder alle Hunde notorische Kläffer. Nachdem also das versteckte Attribut „alle“ schon mal aus oben genannter Hypothese getilgt wurde, schließt sich nun die Untersuchung auf Basis strikter Empirik an. Dafür stellt sich die Autorin dieser Zeilen selbstlos zur Verfügung, um das Flirtverhalten von Männern in einer deutschen Großstadt an einem durchschnittlich sonnigen Nachmittag zu testen.
Lediglich durchschnittlich sonnig, weil uns über die Medien immer suggeriert wird, dass bei warmen Temperaturen und viel Sonnenschein die Zahl von Männern, die nur noch hormongesteuert agieren, exponentiell stark ansteigt. Und bei Regen dementsprechend gen Null tendiert. Weshalb sowohl Regen als auch alles über 20 Grad Celsius das Ergebnis des ultimativen Tests zum Flirtverhalten verfälschen würde. Zum Angeflirtet-Werden gehören natürlich eine offene Ausstrahlung sowie ein halbwegs ansprechendes Äußeres. Also weder ein verkniffener Mund mit dauergesenktem Blick, noch ein Outfit, das wahlweise den Trümmerfrauen- oder den Stripperinnen-Look repräsentiert. Sondern lieber eine Garderobe, die elegant-feminin, nicht offensiv sexy ist. Denn Sie ahnen: Auch das würde zu einer Verzerrung des Ergebnisses führen.
 

Nicht mein Semester, aber charmant!

 
Los geht’s also mit der schwerst investigativen Recherche. Die Kunst dabei: Möglichst „normal“ zu wirken und nicht wie jemand, der Tanzkarten einsammeln will. Schon nach wenigen Minuten kommt mir ein älterer Herr entgegen – und bemerkt beim Vorübergehen etwas brummelig: „Schönes Kleid!“ Bingo, die erste Flirtvorlage. Und während die meisten Frauen wahrscheinlich darüber sinnieren würden, ob das jetzt so ein Brüderle-Moment mit Vorstufentendenz zur sexuellen Belästigung war, freue ich mich einfach und denke: Nicht mein Semester, aber charmant! Beim Cappuccino-Schlürfen im angesagten Hipster-Café entbrennt dann alsbald heftiger Augenkontakt zwischen einem bärtigen Mittdreißiger und mir. Bis er zu mir an den Tisch kommt und die Frage stellt, die definitiv keine Frau hören will: „Kennen wir uns nicht aus der Therapiegruppe?“ Nein, tun wir nicht. Und falls das ein Flirtversuch war, dann sehe ich wirklich schwarz für dieses Land und seine Männer.
 

„Für Dein Alter bist Du echt noch ganz apart.“

 
Dafür ist meine dritte Begegnung an diesem Tag sehr verheißungsvoll. Ich bin schon auf dem Heimweg, als neben mir ein durchaus ansehnlicher junger Mann, Marke Ökotrophologie- Student mit Wuschelmähne, abrupt sein Fahrrad abbremst, neben mir zum Stehen kommt und ganz unvermittelt fragt: „Hey, ich sah Dich und dachte: Was für eine schöne Frau! Darf ich Dich mal anrufen?“ Und während ich mein Glück darüber kaum fassen kann, sowohl die Ausgangsthese ab sofort widerlegen zu dürfen als auch mein Ego derart poliert zu sehen, folgt der Nachsatz: „Ich meine, für Dein Alter bist Du echt noch ganz apart. Denn Du bist ja um einiges älter als ich, oder?“ Okay, fassen wir also den Tag rein wissenschaftlich zusammen:
 
1. Es wird eindeutig geflirtet in Deutschland.
2. Flirter und Adressatin müssen dabei nicht zwangsläufig korrelieren.
3. Oftmals divergiert das Gesagte diametral mit dem tatsächlich Intendierten.
 
Weniger sozialwissenschaftlich formuliert heißt das: Häufig wird man von Männern angeflirtet, die man nicht unbedingt als würdiges Pendant sieht. Also Männer über 70 oder Typen, die sich mal wieder die Haare waschen könnten. Aber dennoch sollte man deren Ansprache nicht als Beleidigung verbuchen, sondern einfach souverän lächeln und weitergehen. Denn solange der Mann den Ton und das Benehmen wahrt, gilt noch immer die Maxime der charmanten Absicht. Für Punkt 3 gilt, dass viele Männer einfach ungeschickt, unbedarft oder ungeübt sind. Oder ungezogen? Also irgendwas mit dem Präfix „un“. Oder wir ihr verbales Annähern einfach missdeuten. Fakt ist jedenfalls: Ob wir auf einen Flirtversuch eingehen, entscheiden wir aufgrund ganz persönlicher Vorlieben und Launen selbst. Und wie das am besten geht oder wir gegebenenfalls selbst die Flirt-Initiative ergreifen, verraten auch gerne die Experten auf Beziehungsweise-appelt.de. Ich jedenfalls hatte an diesem Tag doch noch eine tolle Begegnung. Er hieß Aaron, hatte lange blonde Haare, eine Top- Figur und exzellentes Benehmen. Er lief mir auf dem Nachhauseweg direkt vor die Füße, beschnüffelte mich dezent und leckte mir dann vorsichtig über die Hand. Wo jeder Mann hier einen Impulsschlag vor den Kehlkopf kassiert hätte, kraulte ich Aaron sanft den Kopf. Denn Aaron ist ein Afghanenrüde. Und wer sagt, dass Hunde nicht flirten können…?
 
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